Laterale Führung

In diesem Text bekommst Du alle wichtigen Informationen über Laterale Führung. Du lernst Du Anforderungen, Grundlagen sowie Vorteile und Einsatzbereiche. 

Was ist Laterale Führung? 

Kurz gesagt ist laterale Führung die Führung von der Seite ohne disziplinarische Befugnis. 

Begriff: lateral - latain. latus = die Seite 

Synonym werden auch die Begriffe horizontale Führung oder Führen ohne Vorgesetztenfunktion verwendet.

Leadership lernen - Lesetipp
Laterale Führung beschreibt, wie Menschen in Organisationen zusammenarbeiten, bzw. wie Führung organisiert wird. Sie ist daher als Führungsmethode zu verstehen. Als Führungsstil werden eher Verhaltensmerkmale von Führungskräften beschrieben.

Merkmale lateraler Führung

Lateral eingesetzte Führungskräfte arbeiten auf gleicher Ebene mit den übrigen Teammitgliedern. Die Führung unter Gleichgestellten geschieht daher ohne direkte Weisungsbefugnis oder disziplinarische Möglichkeiten.

Es ist jedoch kein Basisdemokratischer Ansatz, es geht immernoch um Führung von Mitarbeitenden in einem gewissen Rahmen.

Ein weit verbreitetes Beispiel ist eine Fußballmannschaft: Der Mannschaftskapitän ist hierarchisch gleichgestellt zu allen anderen Spielern. In der Regel ist es jemand mit viel Erfahrung, der möglichst Charismatisch ist und somit einen positiven Einfluss auf die Mannschaft hat.

Laterale Führung wurde bereits in den sechziger Jahren durch die Arbeits- und Organisationspsychologen erforscht. Erste Umsetzungen gab es beispielsweise in Krankenhäusern, größeren Unternehmen oder Verwaltungen.


Anforderungen an Führungskräfte

Horizontales Führen stellt hohe Anforderungen an Führungskräfte. Sie benötigen ausgeprägte methodische und soziale Kompetenzen. 

Gruppendynamik - Wer erfolgreich lateral führen will, muss erkennen, was im Team passiert. Gruppendynamische Prozesse müssen erkannt, gelenkt und teilweise vorhergesagt werden können. Erst dann kann die effiziente Arbeit aller Beteiligten gewährleistet werden. 

Geduld und Resilienz - Führungskräfte, die klassische und etablierte Führung gewohnt sind, benötigen einige Zeit, um ohne das “Druckmittel” der Weisungsbefugnis arbeiten zu können. Ebenso benötigt die Methode auch Eingewöhnungszeit bei unerfahrenen Teammitgliedern. Geduld und eine hohe Frustrationstoleranz sind dabei sehr hilfreich.

Ego - Führen von der Seite geschieht auf Augenhöhe und nicht von Oben herab. Das eigene Ego muss daher oft zurückstecken, um im Sinne des Großen und Ganzen denken und handeln zu können. Das eigene Wohl in den Vordergrund zu stellen ist ebenso fatal, wie ständig den nächsten Karriereschritt im Kopf zu haben.

Kommunikationsstärke - Umfangreiches Fachwissen oder individuelle Weiterbildungen genügen nicht, wenn entsprechende Soziale Kompetenzen unzureichend ausgeprägt sind. So ist die Kommunikationsfähigkeit für laterale Führungskräfte unerlässlich.


Grundlagen - Führen ohne Vorgesetztenfunktion

Grundlagen bei den Mitarbeitenden

Da Laterale Führung ohne direkte Weisungsbefugnis funktioniert, basiert der Führungserfolg zu einem großen Teil auf Vertrauen der Teammitglieder untereinander. Wird die Führungsmethode richtig eingesetzt, ist sie zusätzlich förderlich für das Vertrauen der Teammitglieder untereinander.

Gleichzeitig ist es wichtig, einen gemeinsamen Denk- und Verständigungsrahmen zu schaffen. Denn: weiß man wie der Andere tickt, kann man effektiver mit ihm zusammenarbeiten. 

Zusätzlich müssen sowohl Führungskräfte als auch Mitarbeitende die Merkmale der lateralen Führung kennen, verstehen UND akzeptieren. Ohne das richtige Mindset in den Köpfen funktioniert es nicht.

Grundlagen in der Organisation

Ein Unternehmen, dass die nötige Kultur für laterale Führung nicht bietet, wird sie kaum erfolgreich etablieren können. Dazu zählt eine gute Fehlerkultur und auch eine gelebte Offenheit für die kooperative Zusammenarbeit. Für die lateral Führenden ist ebenfalls ein Rollenschutz seitens der Chefetage essentiell. Ohne die nötige Rückendeckung stehen lateral eingesetzte Führungskräfte im Regen - was demotivierend wirkt.


Vorteile und Einsatzbereiche laterale Führung

Laterale Führung ist beispielhaft für Organisationsstrukturen mit flachen Hierarchien. Sie kann jedoch auch parallel und ergänzend neben einer steileren Hierarchie eingeführt werden. Somit bietet horizontale Führung ein erweitertes Handlungsrepertoire für kleine und für größere Unternehmen. Sie ermöglicht, Ziele ohne Positionsmacht zu erreichen. 

Führen ohne Weisungsbefugnis eignet sich in Branchen mit vielen Experten auf kleinem Raum oder in Stabsstellen. Dadurch, dass keine hierarchisch höhergestellte Führungskraft involviert ist, kann auch in temporär zusammengesetzten Teams abteilungsübergreifend gearbeitet werden.

Durch das hohe Vertrauen, das in einem lateral geführten Umfeld herrscht, ermöglicht die Methode ein schnelles und flexibles Handeln; zum Beispiel, um auf sich verändernde oder neue Märkte zu reagieren.

Bei agil arbeitenden Teams ist zum Beispiel der Scrum-Master in solch einer Rolle. Er sorgt im Entwicklungsteam unter anderem dafür, dass die Richtlinien von Scrum eingehalten werden. Aber auf die Entwicklungen selbst hat er nur wenig Einfluss. 

Laterale Führung eignet sich besonders für Start-Up’s. Andere Einsatzbereiche sind beispielsweise das Bildungswesen, Hochschulen, Wissenschaft, Gremien oder Verbände.

Sie kann jedoch nicht auf sämtliche Bereiche übertragen werden. Da viele Faktoren für die Wirksamkeit eine Rolle spielen, sollte die Anwendbarkeit immer im Einzelfall geprüft werden. Was in Abteilung A funktioniert, funktioniert nicht automatisch in Abteilung B.

Leadership lernen - Philipp Rabe - delegieren lernen
Die Abwesenheit von Weisungsbefugnis kann schnell zu Spannungen im Team führen aber auch dazu, dass sich Führungskräfte einem großen Druck ausgesetzt fühlen. Wenn das zutrifft, Du aber trotzdem lateral führen willst oder musst, kommst Du nicht daran vorbei, die eigene Persönlichkeit auf den Prüfstand zu stellen und zu reflektieren. 
Dabei kann ein Führungskräfte-Coaching hilfreich sein und bereits nach wenigen Sitzungen große Erfolge erzielen.

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