Im Interview über Transaktionsanalyse: Gründer, Steffen Raebricht

Fast jeder gute Coach arbeitet im Hintergrund mit einem psychologischen Modell. Das macht die Arbeit wirksam und bildet eine fundierte Grundlage. Bei Steffen Raebricht ist es die Transaktionsanalyse (TA). 

Er ist Coach, Gründer und Online-Unternehmer. Als Betreiber einer der größten deutschen Internetseite für Transaktionsanalyse verrät er, was aus seiner Sicht das tolle an der Transaktionsanalyse ist.

In diesem Interview gibt er Dir einen Einblick über das Modell, mit dem wir beide arbeiten. Seit ich es nutze, bin ich selbst immer wieder von der Wirksamkeit überrascht.

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Steffen, was ist und was macht die Transaktionsanalyse eigentlich?

„Stell dir eine beliebige Situation vor, in der du normalerweise mit: ‚Aaargh, das macht mich wütend‘, reagierst. Die Menschen sind dabei oft die Gefangenen ihres eigenen Mechanismus und haben folglich keine bewusste Entscheidungsmöglichkeit.

Wer sich mit TA beschäftigt, lernt, sich neu zu entscheiden, wie er reagiert. Sie ist ein System aus leicht verständlichen Modellen, mit deren Hilfe du dein Denken, Fühlen und Verhalten beeinflussen kannst. Mit ihr kannst du die Beziehung zu dir selbst und zu anderen förderlich gestalten. Das bedeutet, du kannst spontan reagieren und nicht wie ein Roboter mit automatisiertem/gewohnten Verhalten. Wenn du nicht willst, dann musst du auch nicht wütend werden. Stattdessen handelst du erwachsen.

Das große Ziel der Transaktionsanalyse ist Autonomie – Freiheit in Emotionen, Gedanken und Handeln. Mir kommt es so vor, als werde ich durch die TA immer menschlicher. Ich bin mir mehr über mich selbst bewusst. Bin achtsamer. Bin Gestalter meines eigenen Lebens.“

Ich kann aber auch anders als erwachsen handeln. Wie?

„Erwachsenes Verhalten ist rational und überlegt. Das ist einer von drei sogenannten „ICH-Zuständen“. Als zentrales Konzept der Transaktionsanalyse bilden sie sich aus einer Kombination aus deinem Denken, Fühlen und Verhalten. Neben dem Erwachsenen-Ich gibt es das kindliche Ich und das elterliche Ich. Also Menschen fühlen, denken und verhalten sich so, wie sie es als Kind getan haben. Oder eben so, wie sie es von Autoritätspersonen gewohnt sind.

Im elterlichen Ich verhältst du dich manchmal eher kritisch und manchmal fürsorglich. So wie es Eltern für gewöhnlich tun. Im kindlichen Ich ist das genauso. Mal verhältst du dich rebellisch, mal passt du dich sehr an und mal verhältst du dich ganz frei und ungezwungen. Jeder dieser Ich-Zustände hat sowohl positive Seiten, die das Leben bereichern als auch negative Seiten, die es beschneiden.

Die Ich-Zustände geben dir ein Mittel an die Hand, um genau zu merken: ‚Wie fühle ich mich gerade? Wie denke ich? Wie verhalte ich mich?‘ Dann kann ich mich selbst fragen, ob ich mich so verhalten will, wie meine Mutter oder mein Vater das getan hat. Oder will ich aufs hier und jetzt reagieren, so wie es ein Erwachsener tut? Ich persönlich finde es auch schön, mal im freien Kind herumzualbern. Mit dem Konzept der Ich-Zustände weiß ich, in welchem Zustand ich mich befinde und wie ich in einen anderen Zustand kommen kann, wenn ich das möchte.

Die TA wertet den Zustand nicht ab, in dem du dich gerade befindest. Vielmehr geht es darum, zu wählen, in welchem Zustand du dich befinden möchtest. Oder wie man aus dem jeweiligen Zustand heraus reagiert. Die TA sagt also, es ist o.k., so wie du bist.“

Ist es denn wichtig „o.k.“ zu sein?

„Ja, total. ‚Ich bin o.k. und Du bist o.k.‘ ist eine der Grundannahmen der TA. Sie sagt, dass jeder Mensch von Geburt an in Ordnung ist. Auch, wenn sich seine Fähigkeiten und Fertigkeiten von anderen Menschen unterschieden. Aber das Verhalten von Personen kann auch mal nicht in Ordnung sein. Zum Beispiel bei einem Verbrechen.

Andere Grundannahmen sind:

Jeder Mensch hat die Fähigkeit zu denken - jeder kann also für sich selbst denken und entscheiden. Dadurch ist aber auch jeder verantwortlich dafür, was er vom Leben will. Ebenso für seine Handlungen.

Das Modell ist entscheidungsorientiert - wir können uns jeden Tag und in jeder Situation neu entscheiden. Eine bereits getroffene Entscheidung können wir jederzeit ändern. Das gilt für kleine und für große Dinge im Leben. ‚Gehe ich vielleicht doch nicht mit ins Kino oder beende ich den jahrelangen Streit mit meinen Eltern?’ Jeder Mensch hat die Fähigkeit sich zu ändern. Einsicht in nicht zielführendes Verhalten reicht aber nicht aus. Es bedarf einer aktiven Neuentscheidung und dem daraus resultierendem Verhalten.

Jede Arbeit stützt sich auf einen Vertrag - dieser regelt Verantwortlichkeiten, Erlaubnisse und Grenzen der Personen. Dabei regeln die beteiligten untereinander alle Befindlichkeiten. Das kann die kleine Absprache sein, sich zu einer bestimmten Zeit irgendwo zu treffen oder der fein ausgeklügelte Kaufvertrag einer Eigentumswohnung.

Die Kommunikation ist frei und offen - darin schwingt mit, dass die Gesprächspartner o.k. sind und selbst denken können. Es wird Wert auf eine einfache, verständliche Sprache gelegt. Das ist nicht oberflächlich und es werden dadurch keine Sachverhalte erschwert oder Unterschiede zwischen den Menschen geschaffen.“

Wo wird die Transaktionsanalyse überall eingesetzt?

„Aufgrund der umfangreichen Modelle und Methoden ist sie sehr vielseitig einsetzbar. Vorrangig wird sie in vier verschiedenen Berufsfeldern angewandt. Das sind Beratung und Organisationsentwicklung, Erwachsenenbildung aber auch Therapie. Sie hilft mir nicht nur in den alltäglichen Gesprächen mit meinen Mitmenschen. Die TA kann einem Chef den Umgang mit seinen Mitarbeitern und Kollegen erleichtern. Sie kann helfen, mehr Selbstvertrauen zu bekommen oder in der Eheberatung zwei liebende Menschen wieder zueinander führen. Sie kann dir auch helfen, einfach mal ‘Nein’ zu sagen, wenn es nötig ist.“

Worauf beruht die Transaktionsanalyse?

„Sie ist ein tiefenpsychologisches Modell. Die Grundhaltung kommt aber aus der humanistischen Psychologie. Während in der Tiefenpsychologie der Therapeut oben steht und wissend ist, ist der Klient unten und unwissend. Der Transaktionsanalytiker will, dass sich der Klient aktiv mit der TA auseinandersetzt und auch die Modelle lernt. Sonst wird eine Diskussion darüber schwierig. Er soll sich auf Augenhöhe mit dem Therapeuten befinden. In den Gesprächen darf auch der Analytiker sagen, wie es ihm geht. Er darf auch Sachen für sich bewerten. Immer mit der Haltung: ‚Ich bin o.k. – Du bist o.k.‘“

Und warum machst du das alles?

„Ich beschäftige mich seit über zehn Jahren mit der Psychologie von Menschen. Mir selbst hat das unglaublich viel geholfen. Ich finde, es ist an der Zeit, den Menschen etwas zurückzugeben!“


Leadershiplernen.de - Philipp Rabe - Coaching fuer Fuehrungskraefte. ...und alle, die es werden wollen.

Mein Tipp:

Schau doch mal auf Steffens Seite vorbei.

Dort bekommst Du gratis unzählige Beiträge und Videos, um in die Transaktionsanalyse einzusteigen. Auch für Dein intensives Selbststudium hält Steffen einiges für dich bereit. 

Allen voran sein wirklich guter Beitrag: „Transaktionsanalyse einfach erklärt“

 

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